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Natürlich Haare waschen – so geht es

17. Jul 2021 | Haare

Einen Meter Schaum aufm Kopf wie Marge Simpson beim Friseur, dazu ein betörender Blütenduft, der einen so schwindelig macht, dass man schon fast ohnmächtig aus der Dusche fällt und noch „Car Wash“ aus dem Radio…. so kann man auch Haare waschen. Das hat bestimmt auch seinen Reiz, aber es geht auch natürlicher. Mit weniger Chemie, natürlichem Duft und weniger Plastik im Badezimmer.

So schön Berge aus Schaum auch sein mögen, so schlecht sind sie eigentlich für die Haare. Denn nur synthetische Tenside wie Sodium Lauryl Sulfate, Potassium Lauryl Sulfate oder Sodium Cocoate vollbringen solche Schaumschlägerei. Leider entfetten diese synthetischen Tenside das Haar auch sehr stark, so dass nach dem Waschen extra viel Pflege aufgetragen werden muss, denn schöne Haare brauchen einen gewissen Anteil Fett und Feuchtigkeit.

Das Waschen kann das System Kopf & Haar aus dem Gleichgewicht bringen. Von Natur aus braucht unser Haar nicht so viele Produkte, erst recht keine aggressive Chemie. Oder hast du schon mal ´nen Affen gesehen, der mit ´ner Flasche Shampoo, Spülung und Haarkur durch den Urwald rennt? Ich noch nicht. Aber da wir keine Affen mehr sind und ein sauberer Körpergeruch zum guten Ton gehört, waschen wir uns. Natürlich. Je natürlicher unsere Haarwäsche ausfällt, desto weniger Pflege brauchen wir übrigens. Das spart Zeit, Müll und Geld. Aber dazu an anderer Stelle mehr. In diesem Artikel soll es um natürliches Haarewaschen gehen.

Infobox Haarewaschen

Sei sanft zu deinen Haaren! Wildes Rubbeln und zerren und viel Schaum schaden mehr als es nutzt! Überlege, ob du wirklich jeden Tag Haare waschen musst oder ob ein- bis zweimal die Woche ausreicht.

  1. Haare gut mit lauwarmem Wasser durchfeuchten
  2. Haarseife oder Shampoo (oder auch Rhassoul) auftragen. Das Shampoo kann auch schon in den feuchten Händen aufgeschäumt werden
  3. Am besten nur den Haaransatz durch vorsichtiges Massieren waschen und den restlichen Schaum bis zu den Spitzen ausstreichen, um nicht die ganzen Haare zu entfetten
  4. Sehr gründlich mit lauwarmem Wasser ausspülen
  5. Nach Bedarf mit kaltem Wasser oder saurer Rinse nachspülen; das schließt die Schuppenschicht. Saure Rinse: 1 Liter Wasser + 1-2 Esslöffel Apfelessig. Saure Rinse nicht ausspülen!
  6. Überschüssiges Wasser aus den Haaren drücken. Nicht ziehen!
  7. Haare mit einem Handtuch umwickeln. Nicht rubbeln! Etwas warten.
  8. Bei Bedarf etwas Oliven-, Argan-, Rizinus- oder Kokosöl zur Pflege ein massieren. Wenige Tropfen genügen. Wenn es gar nicht anders geht, kannst du auch an dieser Stelle dein normales Pflegeprogramm einschieben.
  9. Vorsichtig mit einem geeigneten Kamm oder Bürste durchkämmen.
  10. Haare an der Luft trocknen lassen oder nur mit lauwarmer Luft föhnen

Haarseife

Mein liebstes „Waschmittel“ sind seit vielen Jahren handwerklich gefertigte Haarseifen ohne Palmöl. Seither habe ich kaum noch Kopfhautirritationen und weniger Spliss. Ich verwende die Seifen von Savion, da kein Palmöl verseift und Wert auf Bioqualität gelegt wird. Trotzdem gibt es die wohlriechenden Seifenstücke zum angemessenen Preis und sie halten bei trockener Lagerung ewig. Weiterhin gefällt mir an Haarseifen, dass sie keinen Plastikmüll produzieren, denn sie sind nur mit einer Papierbanderole umwickelt.

Wenn du anfängst, deine Haare mit Haarseife zu waschen, kann es sein, dass sich dein Haar zunächst etwas seltsam anfühlt und quietscht. Das ist ganz normal. Es braucht ein bis sechs Wochen bis die letzten Chemiereste ausgewaschen sind und die Haare sich an die Seife gewöhnt haben. Gib nicht frühzeitig auf, es lohnt sich!

Gute Haarseifen gibt es mit unterschiedlichen Überfettungsgraden. So kannst du eine Seife gemäß deinem Haartyp auswählen. Für trockene Haare gibt es zum Beispiel Seifen, die mit 4 % überfettet sind. Das heißt, sie wirken rückfettend. Haarseifen mit Ziegen- oder Schafsmilch riechen zwar etwas nach den Tierchen, aber keine Sorge- der Geruch verfliegt und die Milch pflegt Haare und Kopfhaut wirklich sehr gut. Qualitativ hochwertige Haarseifen sind auf der Basis von Oliven- und Kokosöl hergestellt. Der Anteil Kokosöl macht übrigens einen tollen Schaum.

Nach dem Waschen mit Haarseife mache ich immer eine saure Rinse. Sie schließt die Schuppenschicht der Haare, die durch das Waschen geöffnet wurde. Die Haare sind nach der sauren Rinse geschmeidiger und glänzender. Außerdem spült die Rinse die letzten Seifenreste aus dem Haar, so dass sich keine Kalkseife bilden kann, die das Haar stumpft wirken lässt.

Haarseife ist nicht das gleiche wie Haarshampoo. Haarshampoos sind normale Shampoos, denen das Wasser entzogen wurde und die weiterhin aggressive Tenside enthalten. Also Augen auf beim Seifenkauf!

Shampoo

Vielleicht magst du Haarseife einfach nicht und greifst lieber auf normales Shampoo zurück? Auch hier gibt es natürliche Alternative, die nicht so aggressiv sind wie Shampoo mit Sodium Laureth Sulfaten, EDTA, etc.. Die Shampoos enthalten statt den chemischen Tensiden Zuckertenside, zum Beispiel Sodium Cocoyl Isethionate (SCI), Coco Glucoside oder Lauryl Glucoside. Leider sind diese manchmal aus Palmöl gewonnen. Im Einzelnen lässt sich das leider nicht nachvollziehen. Shampoos mit natürlichen Tensiden findest du im Bio- und Naturkosmetiksegment deiner Drogerie oder direkt im Bio-Supermarkt. Bevor ich zu Haarseifen gewechselt habe, habe ich diese Bio- Shampoos benutzt. Sie erfüllen ihre Aufgabe, aber ich war nicht wirklich zufrieden, denn sie schäumen weniger und man braucht recht viel, um das Shampoo auf der ganzen Kopfhaut zu verteilen. Das galt sowohl für günstige Produkte von Alverde und Alnatura als auch für teure, zertifizierte Shampoos aus dem Bio-Supermarkt. Außerdem kommen die Bio-Shampoos meist in der Plastikflasche daher.

Rhassoul

Haare waschen mit der marokkanischen Tonerde Rhassoul (auch Ghassoul oder Lavaerde genannt) ist schon sehr speziell. Wenn du aber unter Allergien oder einer Erkrankung der Kopfhaut leidest, ist es vielleicht die einzige Möglichkeit. Rhassoul findest du in Reformhäusern, in manchen Bio-Supermärkten oder auch mal in orientalischen Läden. Die Lavaerde ist immer ein absolutes Naturprodukt, das als sehr feines, leicht erdig riechendes Pulver in einer Tüte mit Umkarton verpackt ist.

Die Waschwirkung von Rhassoul basiert im Gegensatz zu Seife oder Shampoo nicht auf Tensiden, sondern ist rein physikalisch. Die nanogroßen Zwischenräume zwischen den Tonpartikeln ziehen Schmutz und Fett durch Unterdruck ab und binden die Partikel. So bleibt auch der natürliche pH-Wert von Kopfhaut und Haar erhalten. Rhassoul wird in der Mischung mit Wasser zu einem Gel, das auch zur Reinigung der Haut genutzt werden kann. Rühre das Gel je nach Gusto und Haarlänge mit wenig oder viel Wasser an, aber immer in Plastik- oder Keramikschüsseln und mit einem Holzlöffel, da sonst die mineralischen Spurenelemente der Erde mit dem Metall des Löffels oder der Schüssel reagieren und die positive Wirkung der Erde schmälern.

Um die Haare zu waschen, rührst du vor dem Duschen ein bis zwei Esslöffel Rhassoul mit Wasser an. Probiere aus, ob du mit weniger oder mehr Wasser besser zurechtkommst. Trage die Wasser-Rhassoul -Mischung auf das durchfeuchtete Haar auf und massiere insgesamt etwa drei Minuten. Danach gut ausspülen und bei Bedarf noch eine saure Rinse anwenden. Das Haar soll durch Rhassoul wunderbar weich werden. Ich habe es einmal ausprobiert. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, da es durch das Fehlen von Tensiden nicht schäumt, die Dusche natürlich mit Erde voll gepladdert ist und man Rhassoul immer frisch anrühren muss. Das Haarewaschen nimmt Zeit in Anspruch, ist aber einer prima Möglichkeit Haare und auch Haut zu waschen, wenn man ganz auf Tenside verzichten möchte oder muss.

No- Poo

No- Poo ist schon fast eine Lifestyle- Bewegung. Es bedeutet, dass du zum Haarewaschen nur Wasser verwendest. Das Haarfett wird mittels einer Bürste mit Wildscheinborsten im Haar verteilt. Das ist auch gleichzeitig die Pflege. Nach einiger Zeit sollen sich Haare, Kopfhaut und Fettproduktion so eingependelt haben, dass alles in Balance ist und die Haare ganz normal aussehen. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der No-Poo praktiziert, aber ich stell mir immer vor, dass der Kopf irgendwie sehr natürlich riechen muss. So wie ein Hund vielleicht. Vielleicht sogar wie ein nasser Hund.

Die Empfehlung, eine Naturborstenbürsten zu benutzen, schreckt mich auch ab. Mit halbtotem Tier aufm Kopf rumkratzen. Das ist nicht jederfraus Sache. Von einem Hautarzt hörte ich mal, dass die No- Poo-Methode auch gar nicht so empfehlenswert ist, da sich in dem verbleibendem Fett Bakterien und Pilze sammeln können. Wenn die Kopfhaut mit übermäßig vielen Pilzen besiedelt ist, juckt es natürlich. Für mich persönlich ist No-Poo eine Spur Natur zu viel. Ich könnte mir höchstens vorstellen, es eine Zeit lang zu machen, um eine gewisse Balance wieder herzustellen, falls man sehr fettige Haare vom vielen Waschen hat. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, wie natürlich die Körperpflege sein soll.

Waschen oder Kratzen?

In der Rokoko-Epoche, das sind die mit den voluminösen Haartürmen aus Echthaar oder Lockenperücken und den popobetonenden Röcken, war Waschen und Haarewaschen nicht so angesagt. Stattdessen haben sich die Damen und Herren täglich mit Puder und Parfum überschüttet. Zusammen mit dem Hautfett hat sich daraus eine teilweise zentimeterdicke Patina entwickelt, die dann einige Mal im Jahr (immerhin mehr als einmal im Jahr, hahah) entfernt wurde. In den Haaren siedelten gerne Krabbeltierchen, die die Haare zum Ausfallen brachten. Daher auch die Vorliebe für Perücken in dieser Zeit.

Um den Fett- Puderguss zu lösen, musste die Person erst mal in der Wanne einweichen und dann konnte gekratzt werden. Ich finde, wir sind in der glücklichen Lage nicht mehr kratzen zu müssen, sondern waschen zu dürfen. Waschen hat auch was mit Hygiene zu tun und diese wiederum mit Gesundheit. Man muss es ja nicht gleich bis zum Exzess betreiben und im Badezimmer ein Chemiewerk stehen haben, das den Bayerwerken in Leverkusen in nichts nachsteht. Gestalten wir waschen wieder natürlich. Das bringt unsere Haut und das Haar nicht so sehr aus dem Gleichgewicht, spart bestenfalls Plastik im Badezimmer und schont die Umwelt. Ein gutes Gefühl- von Kopf bis Fuß.

Diesen Artikel hat Maren Hinterthür beigesteuert:

Maren Hinterthür ist studierte Geographin und schreibt über verschiedene Themen, die ihr Leben bereichern. Dazu zählen ökologische und gesunde Lebensführung und Nachhaltigkeit. Vieles hat sie selbst in diesem Bereich ausprobiert. Des Weiteren sind Länder, Menschen und Abenteuer ihre Faszination. Facettenreich schreibt sie u.a. zu touristischen oder länderkundlichen Themen. Sie liebt Handwerken und kann sogar Kühe melken.

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