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Ein Hoch auf die Haarseife!

24. Jul 2021 | Haare

Handgefertigte Pflanzenseifen werden immer beliebter. Ich benutze sie schon seit Jahren und halte gerne unermüdlich ein Plädoyer darauf, denn eine Seife hat soviel Gutes zu bieten.
Wenn ich mich recht erinnere, bin ich eigentlich durch die Idee weniger Plastik im Haushalt zu verwenden bzw. weniger Müll zu produzieren über die Seifen gestolpert (Gott-sei-Dank nicht ausgerutscht). Denn die meisten handgefertigten Seifen kommen mit einer kleinen Papierummantelung als Verpackung daher. Sie brauchen lediglich eine Seifenablage mit Abtropffunktion. Zunächst war ich skeptisch. Meine Eltern und Großeltern haben Seifenstücke verteufelt, allerdings mussten sie in ihren Kindertagen auch noch Kernseife benutzen. Kernseife ist für und gegen jeglichen Schmutz und entfettet sehr stark, so dass die Haut wohl bisweilen heftig gejuckt hat.


Ich habe mich informiert und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die handgefertigten Seifen von heute a) nichts mit Kernseifen gemein haben und b) natürlich pflegen können und völlig stressfrei in der Anwendung sind. Zudem überzeugt mich, dass die Seifen ohne Silikone, Konservierungsstoffe und Emulgatoren auskommen. Darüber hinaus denke ich immer, dass in einer kleinen Manufaktur jemand einen schönen Arbeitsplatz hat und seine Liebe und Sorgfalt in diese Seife gepackt hat.

Deine Haare: So individuell wie du!


Wenn es um Waschen und Pflege geht, gibt es vier Klassifikationen, die du bei der Auswahl einer geeigneten Seife auch beachten solltest. Es gibt trockene, leicht fettende und normale Haare sowie Häupter mit irritierter oder schuppender Kopfhaut. Du kannst für dich selbst einmal überlegen, ob deine Haare immer so waren wie sie jetzt sind oder ob sie erst im Laufe der Jahre trocken, fettig oder die Kopfhaut schuppig wurde. Wenn es sich erst ergeben hat, kann es sein, dass ein aggressives Shampoo mit Sodium Laureth Sulfat, Sodium Lauryl Sulfat oder Sodium Coco Sulfat, etc. die natürliche Balance von Fett und Feuchtigkeit durcheinandergebracht hat. Die synthetischen Tenside entfetten Haare und Kopfhaut relativ stark. Entweder deine Haarfollikel stellen die Fettproduktion dadurch ein, werfen unnatürliche Reaktionen auf, die zu Jucken führen oder sie gehen richtig in die Fettproduktion und fetten, was die Drüse hergibt. Spätestens dann wird es Zeit wieder etwas Balance in das System Haare zu bringen, z.B. mit einer guten Haarseife. Dein Haar kann aber auch von Natur aus einfach einen bestimmten Charakter haben. Krause oder lockige Haare neigen zum Beispiel zu Trockenheit und Neurodermitiker können auch auf der Kopfhaut zu Irritationen neigen.


Es ist in jedem Fall empfehlenswert zu Wasch- und Pflegeproduken zu greifen, die zum Haartyp passen. Auch dies erfüllen Haarseifen, denn sie sind in unterschiedlichen Graden überfettet. Bei normalem Haar reicht eine Überfettung von 2 %, trockenes Haar verträgt mehr als 3% und fettiges Haar sollte mit einer Seife von nicht mehr als 1,5 % Überfettung gewaschen werden.


Haarseifen enthalten milde Tenside als waschaktive Substanzen. Da sie im basischen Bereich wirken, rauen sie die Schuppenschicht der Haare auf. Nach dem Waschen empfiehlt sich daher eine saure Rinse (1 Liter Wasser und 1-2 Esslöffel Apfelessig oder Zitronensaft), um wieder ein neutrales Milieu herzustellen und die Haarschuppen zu glätten. Es kann sein, dass sich deine Haare nach dem Waschen mit Haarseife seltsam anfühlen. In der Regel geht dies aber nach ein bis sechs Wochen vorüber. Deine Haare brauchen eventuell etwas Zeit, um sich an die neue Behandlung zu gewöhnen. Meist genügt es übrigens nur die Kopfhaut zu shampoonieren und den Schaum einfach in die Längen zu streichen.

Wie werden Seifen gemacht?


Zu chemisch will ich jetzt nicht werden, aber letztlich ist jede Seife der Prozess einer chemischen Reaktion und etwas Physik. Man nehme für das Grundrezept ein gut verseifbares, hochwertiges Öl wie Olivenöl oder Kokosöl und bringe es mit einer Natronlauge (NaOH) zusammen. Es entsteht ein Salz, die Seife. Diese wird nach der Herstellung in Formen gegossen und muss noch trocknen (das ist die Physik) und reifen. Bei dem beschriebenen Verfahren entstehen kaltgerührte Seifen. Industriell hergestellte Seifen werden gesiedet. Auf diesen Prozess gehe ich an dieser Stelle nicht ein.


Besonders für eine schonende Wäsche ist das Verfahren der kaltgerührten Seifen interessant, denn durch eine Berechnung kann die Manufaktur den Überfettungsgrad, der für die Rückfettung verantwortlich ist, bestimmen. Haarseifen weisen eine Überfettung von 1 % bis teilweise über 15% auf. Diese Zahl bedeutet, dass die Natronlauge so dosiert wurde, dass ein gewisser Prozentsatz der verwendeten Öle nicht verseift wurde und damit rückfettend wirkt. Die Fette sind sozusagen frei in der Seife vorhanden und werden so als Pflege auf Haut oder Haar aufgetragen. Insgesamt schäumt eine handwerklich hergestellte Seife weniger als ein Shampoo mit synthetischen Tensiden, aber mehr als eines mit Zuckertensiden.


Zur Seifenherstellung kann auch Palmöl genutzt werden. Da für Palmöl allerdings jeden Tag hektarweise Regenwald abgeholzt wird, endemische Pflanzen- und Tierarten dahinscheiden und viele Affen beschönigend gesagt, obdachlos werden, vermeide ich Palmöl.


Um die Seife den Pflegebedürfnissen von Haaren anzupassen, können den Basisölen weitere Öle hinzugesetzt werden. Hierzu zählen vor allem Rizinusöl, Sheabutter, Weizenkeimöl, Mandelöl und Arganöl. Um ein Dufterlebnis und zusätzliche pflegende Effekte zu schaffen, werden den handgemachten Seifen in der Regel noch ätherische Öle zugefügt. Wer zu Allergien neigt, greift zu einer Seife ohne Duftstoffe. Wie du an der kurzen Beschreibung bereits siehst, fehlen den Haarseifen die synthetischen Tenside aus der Sulfat-Gruppe sowie PEG´s, EDTA´s, Silikone, Konservierungsstoffe und Mineralöle. Findest du beispielsweise in der Drogerie so ein Seifenstück, handelt es sich um eine industriell gefertigte Seife oder ein festes Shampoo. Auch sind in diesen Seifenstücken häufig günstige Palmöle enthalten. Der Verbraucherpreis ist dennoch bisweilen durch Greenwashing hoch. Also auch beim Seifenkauf: Augen auf! Findest du unter den Inhaltsstoffen Tallowate, so handelt es sich um Fette tierischen Ursprungs. Wer vegane Produkte bevorzugt, muss diese Seifen genauso meiden wie handwerklich gefertigte Seifen mit den Zusätzen Milch oder Honig.

Eigenschaften von häufig verseiften Ölen in Kürze:


Kokosöl: ein hoher Anteil Laurinsäure bekämpft Bakterien und Pilze und kann somit irritierter Kopfhaut helfen, enthält Vitamin E als Radikalfänger, macht das Haar leichter kämmbar, produziert nach der Verseifung viel Schau
Olivenöl: bringt die Härte in die Seife, ist ein sehr altbewährtes Pflegemittel aus dem Mittelmeerraum, legt sich wie ein Schutzfilm um die Haare und schützt so vor dem Austrocknen, sorgt für einen guten Feuchtigkeitshaushalt, hilft bei juckender Kopfhaut
Rizinusöl: sorgt für Glanz, Geschmeidigkeit, versorgt die Haarwurzeln mit wertvollen Fettsäuren, soll sogar Haarwachstum beschleunigen, macht viel Schaum nach der Verseifung
Sheabutter: Sheabutter ist schlecht verseifbar und trägt daher überdurchschnittlich viel zur Rückfettung bei, besondere Eignung zur Pflege von trockenen Haaren, traditionell eingesetzt gegen Ekzeme, Hautprobleme und Entzündungen, in Westafrika ist es das täglicher Pflegemittel für Haut und Haar. Es enthält viele Vitamine und Mineralstoffe.
Weizenkeimöl: enthält besonders viele ungesättigte Fettsäuren und Vitamin E, hilft bei irritierter Kopfhaut, spendet Feuchtigkeit, pflegt und nährt das Haar
Arganöl: schließt Feuchtigkeit ein, hilft gegen Schuppen, enthält viel Vitamin E und ungesättigte Fettsäuren, in den letzten Jahren als „das“ Beautymittel“ aus Marokko gepriesen und entsprechend teuer
Mandelöl: enthält Biotin und weitere B-Vitamine, die die Zellerneuerung ankurbeln, spendet Feuchtigkeit und Glanz ohne zu Beschweren

Love my soap! Love me!


Ich liebe meine Haarseife. Natürlich benutze ich für den Körper und zum Rasieren auch nur handgefertigte Seifen. Mir gefällt mein aufgeräumtes Badezimmer. Es liegen einfach zwei Seifen in der Seifenablage und es stehen nicht mehr zig bunte Plastikflaschen rum. Der Essig kann in einer hübschen Flasche Platz finden. Bevor ich die Haare kämme, trage ich etwas Kur oder Öl auf, um sie leichter zu kämmen. Finde heraus, was deine Haare brauchen! Nicht umsonst sind Haare der Stolz einer jeden Frau und im täglichen Fokus der Pflege. Haare gehören einfach zur Persönlichkeit und prägen das Äußere. Ich erzähle jetzt nicht die Geschichten von Häuptling Geronimo, nur so viel- es hatte schon seinen Grund, warum die Indianer ihre Feinde ausgerechnet entskalpt haben….


Es macht Sinn, seine Pflege sorgfältig auszuwählen. Ich finde sogar, es hat mit Selbstliebe zu tun. Vielleicht ist Haarseife absolut nicht deins- auch gut. Dann finde etwas, das zur dir und deinen Haaren passt. Alles darf, nichts muss. Mir bringt es eine Art Friede und ein gutes Gefühl, auch oder gerade bei der Haarwäsche meine Überzeugung für mehr Natur im Bad einfließen zu lassen. Ich bin dann auch mal weg…. Haare waschen 😊.

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