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Naturababosa: Seifen, die eine Geschichte erzählen

15. Aug 2021 | Haut

Ich möchte euch von meinem Treffen mit Rosalina Lima erzählen. Sie lebt und arbeitet auf den Kapverden, genauer gesagt in Mindelo auf der Insel São Vicente. Und sie fertigt in liebevoller Handarbeit wunderbare Pflanzenseifen. Ihre Seifen kenne ich schon lange. Sie sind mir zuerst auf einem Kunsthandwerkermarkt kurz vor Weihnachten 2018 aufgefallen. Ich hatte mich immer schon gefragt, wer hinter den Seifen steckt. Da Mindelo sehr klein ist und die Mindelenser herzlich und gastfreundlich sind, war es ganz natürlich, dass Rosalina und ich uns einmal treffen und ich die Erschafferin der Naturseifen kennen lerne.

Rosalina ist 31 Jahre alt. Wir trafen uns in ihrem Viertel und sie holte mich von der Bushaltestelle ab. Im Juli sind die Tage schon heiß in Mindelo, der Wind lässt nach und das Leben läuft noch ein bisschen langsamer. Nicht für Rosalina. Entschlossen, mit festem und zügigem Schritt kommt sie auf mich zu und begrüßt mich. Wir gehen zu ihrer Produktionsstätte in einer ruhigen Seitenstraße. Sie öffnet die schwere Metalltür. Der Innenraum wird nur sanft vom Sonnenlicht erhellt und es duftet bereits nach Kräutern und Pflanzenseife. Ihre jüngere Schwester Aleida sitzt an einem Holztischchen und bereitet Seifen für den Verkauf vor.

Rosalina und ich nehmen an einem anderen Tisch Platz. An die rohen Steinwänden schmiegen sich hohe, schmale Holzregale, auf denen die Seifen zum Trocknen lagern. Für mich ein schöner Anblick. Alle Sorten hübsch geordnet in langen Reihen. Ich finde, es sieht nach viel Liebe aus. Hier lagern Haut- und Haarseifen mit Aloe Vera, Karité (Sheabutter), Lavendel, Tonerden, Zimt, Eukalyptus, Rosmarin und Ziegenmilch sowie einige Haut- und Haaröle. Alle Zusätze sind typisch für die Kapverden und gelten bis heute als Must-have für Pflege und Hausapotheke.

Wir beginnen zu plaudern. Ich sage ihr, dass ich mich erinnre, wann sie mir das erste Mal aufgefallen ist und bitte Rosalina von den Anfängen ihrer kleinen Firma zu erzählen. Ihre Firma heißt Naturababosa. Babosa ist das kriolische Wort für Aloe Vera. Diese Sukkulente ist sehr weit verbreitet auf den kapverdischen Inseln, da es hier fast ganzjährig trocken und warm ist. Seit ihrer frühen Kindheit hatte Rosalina ein Herz für diese Pflanze, die von vielen so stiefmütterlich und achtlos behandelt wird, obwohl sie so viele wertvolle Inhaltsstoffe hat und sich kraftvoll und widerstandsfähig der rauen Natur anpasst.

Ich denke gerade, ein bisschen ist die Aloe Vera wie Rosalina selbst. Sie trotzt auch den schwierigen Bedingungen in diesem afrikanischen Land, kämpft sich durch und hat sich ihren Platz erobert. Die Bedingungen sind schwierig für Frauen und generell schwer, denn die Kapverden sind arm, wenn auch reich im Herzen und voll von interessanten Menschen. Ihr Business ist nach und nach entstanden. Rosalina wollte alles auf einen festen Grund stellen. Zunächst hat sie an der Universität vier Jahre BWL und Buchhaltung studiert.

Ich möchte wissen, warum sie sich letztlich die Seifenherstellung als Business ausgewählt hat. „Es hat sich alles so gefügt. Meine Leidenschaft ist die Aloe Vera. Ich liebe die Natur und Pflanzen. Mir ist es wichtig, diesen Schatz und auch mein Land zu schützen. Diese Werte sollten in mein Geschäft fließen. Und so bin ich nach Recherchen auf die handwerkliche Herstellung von Seifen gestoßen. Ich sah eine Möglichkeit, natürliche Rohstoffe zu verwerten und etwas Innovatives zu schaffen. Ich habe im Internet einen Online- Kurs in Brasilien belegt und so das Seifenmachen erlernt. Es begann eine Zeit des Experimentierens und Lernens. Zunächst habe ich mein Business klein gehalten, um zu schauen wie die Seifen bei den Leuten ankommen. Ich hatte auch kein großes Startkapital und musste schauen, wie ich haushalte. Aber ich sah, dass ein großes Interesse an natürlichen Produkten bestand und ich hatte den Wunsch professioneller zu werden und mich zu vergrößern.“

Rosalina reichte ihre Ideen bei Start-Up- Wettbewerben ein und konnte zwei nationale Wettbewebe und sogar einen auf afrikanischer Ebene für sich entscheiden. Ihr Gewinn sind rund 7000 Euro. Das ist eine beachtliche Leistung und viel Geld auf den Kapverden. Nur wer wirklich überzeugt und Biss hat, kann sich in den Wettbewerben durchkämpfen. Es ist die einzige Möglichkeit ohne Verpflichtungen wie hohe Zinsen an Startkapital zu kommen. Öffentliche Hilfen wie in Deutschland gibt es nicht.

Neben den finanziellen Hürden sind die administrativen Hemmnisse enorm. Rosalina hat es geschafft und konnte sich so ihre kleine Produktionsstätte einrichten. Ich frage sie, ob sie immer alle Rohstoffe für die Seifenherstellung bekommen kann. „Ich habe darauf geachtet, dass ich möglichst viele regionale Produkte verwende bzw. Öle verarbeite, die hier erhältlich sind. Daher habe ich keine Probleme. Die Basisöle für die Seifen- und Pflegeölproduktion kann ich normal im Supermarkt oder Großhandel kaufen, die Kräuter und Tonerden erwerbe ich auf dem lokalen Markt, im Kräuterladen oder bei meinen Partnern auf der Nachbarinsel Santo Antão. Einzig Sheabutter importiere ich aus Senegal.“ Mir gefällt ihr Konzept. Es ist nachhaltig. Sie ist sicher keine Großunternehmerin – schließlich entstehen ihre Seifen auch in reiner Handarbeit- aber dennoch schafft sie es, weiteren Menschen in diesem von Arbeitslosigkeit gebeutelten Land einen kleinen Verdienst zu ermöglichen und auch sich selbst zu finanzieren.

Letzteres ist nicht selbstverständlich für Frauen auf Cabo Verde. Oftmals sind sie schlechter gebildet und ausgebildet als Männer, da sie von Kindesbeinen an klein gehalten werden, getreu dem Motto „Frau sei lieber schön als schlau, denn Männer können besser gucken als denken“. Diese Rechnung geht nur leider meistens nicht gut auf und so schuften sie von früh bis spät im Haushalt, betreiben zum Beispiel eine informelle Tätigkeit wie Obst- oder Gebäckverkauf und müssen damit ihre Kinder größtenteils allein ernähren. In den lokalen Medien wurde schon über Rosalina berichtet, denn mit ihrem Business ist sie ein gutes Beispiel und ein großes Vorbild für die kommende Generation junger Frauen.

Auch die Coronakrise hat Rosalina zunächst getroffen. Die Verkaufsmöglichkeiten waren eingeschränkt und die sonst sehr interessierten Touristen fehlten. Aber auch diese schwere Zeit hat sie mit Tatkraft und viel Mut überwunden. Sie hat ihre Firma Naturababosa stärker in sozialen Medien positioniert und postale Vertriebswege geschaffen. Das Geschäft wuchs und die Seifen sind nun auf mehreren Inseln erhältlich. Innerhalb von Mindelo liefert ihr kleiner Bruder die Seifen ab einer bestimmten Bestellmenge sogar direkt zu den Kunden nach Hause. Ihre Familie ist zu Recht stolz, dass Rosalina ihr Geschäft innerhalb von gut drei Jahren ausbauen konnte und alles auf festen Füßen steht. Ich persönlich finde es bewundernswert, dass sie den Schritt in die Naturkosmetik gewagt hat, denn auch wenn vielen Großmüttern die ursprüngliche Naturkosmetik, zum Beispiel Abreibungen mit Pflanzen oder die Zubereitungen von diversen Tees, geläufig ist, sind im heutigen modernen Cabo Verde chemische Kosmetikprodukte die Regel.

Wir sprechen auch hierüber. Einigen Menschen wissen, dass die Shampoos, Duschgele und Hautpflegeprodukte nicht hochwertig sind und viele Chemikalien enthalten. Aber sie sind auf den ersten Blick relativ günstig und der durchschnittliche Haushalt hat nur ein kleines Budget für Pflegeprodukte, da häufig nur Geld für das Nötigste da ist.

Mehr und mehr Menschen ist aber bewusst, dass Kosmetik auch einen Gesundheitsaspekt hat und zum Beispiel Allergien durch konventionelle Kosmetik ausgelöst werden können und Naturkosmetik bei Hautproblemen wie Dermatosen helfen kann. Durch Empfehlungen vergrößerte sich der Kundenstamm bereits, obwohl aus meiner Sicht Naturkosmetik hier mit Sicherheit nicht das neue „Chic“ ist. Das ist echter Erfolg, denn die Naturababosa Produkte überzeugen und hier wird ein Weg für neues Denken und Handeln geschaffen.

Rosalina bekommt Anerkennung für ihr nachhaltiges Business. Ich finde, es könnte aber von der politisch- öffentlichen Seite noch etwas mehr sein, denn hier denkt jemand mit und gibt auch dem Land ein positives Image. Durch die abgeschiedene Lage inmitten des Atlantiks und die klimatischen Bedingungen sind die Kapverden stark exportabhängig und produzieren sehr wenige Güter selber. Aber die kleine Firma Naturababosa unter der Leitung von Rosalina Lima zeigt, dass die Produktion von Verbrauchsgütern möglich ist- und das sogar nachhaltig.

Ich bin berührt von ihrer Tatkraft und ihrem Mut. Und ich finde, Rosalinas Kraft steckt in den Seifen. Das ist das Schöne an handgemachter Naturkosmetik. Sie ist nicht nur wirkstoffreich, sondern es steckt eine Philosophie, eine persönliche Geschichte und die Sorgfalt einer Person darin. So hat diese Seife einen intrinsischen Wert, der mich neben der Produktqualität von den Naturababosa Seifen überzeugt. Wer sich für Rosalinas Seifen interessiert kann einmal hier https://www.facebook.com/naturababosa/ vorbeischauen und auch gern ein Like hinterlassen.

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